Die Jagd auf die Waldschnepfe ist schon fast Jagdgeschichte, denn in den heimischen Jagdrevieren wird dieser seltene Vogel schon lange nicht mehr bejagt. Früher wurde die Schnepfenjagd, die während des Schnepfenstriches, dem Balzflug dieser Vögel, an Frühlingsabenden, wenn der Schnepfenstern (die Venus) am Himmel zu sehen war, ausgeübt. Dabei gehörten die Malerfeder und der Schnepfenbart zu den wichtigsten Trophäen für den Jäger. Die Malerfeder ist die erste Feder am Schwingenbug dieses Vogels, der von den Jägern auf Grund seines langen Schnabels, dem Stecher, auch „der Vogel mit dem langen Gesicht“ genannt wird. Die Malerfeder, eine kleine und spitze Feder, haben schon im Mittelalter die Maler verwendetz, um beonders feine Striche ausführen zu können. Der Schnepfenbart ist als Federbüschel auf der Bürzeldrüse zu finden. Manchmal begegnet man heute noch dem Schnepfenrad, einer seltenen Trophäe, die auf dem Jägerhut getragen wird und bei der viele Malerfedern ringförmig um einenm Metallanstecker mit diesem Vogel angebracht sind.
Noch im vergangenen Jahrhundert wurden die erlegten Waldschnepfen auch in der Küche verarbeitet; der Schnepfendreck war früher in Jägerkreisen und darüber hinaus wohl eine besonders geschätzte Delikatesse. Aus dieser Zeit erinnern noch viele alte Rezepte an die Zubereitung des Schnepfendrecks. Hierbei wurden die Eingeweide der Waldschnepfe samt Inhalt mit Ausnahme des Magens klein gehackt, in der Pfanne erhitzt und mit Speck, Gewürzen und Eigelb zu einer Farce verarbeitet und danach auf Weißbrotscheiben im Ofen gebacken – in der heutigen Zeit eine zumindest aus hygienischen Gründen bedenkliche Zubereitung. Doch durch die Erkenntnisse der Wildbrethygiene sind die Jäger mittlerweile bezüglich der Behandlung von erlegtem Wild als Lebensmittel geschult und sich ihrer Verantwortung bei der Abgabe von Wild und Wildprodukten an den Verbraucher bewusst. (rf)